Montag, 25. Februar 2013

Philippinen - eine Reise mit Hindernissen

Die Philippinen zählen über 7000 Inseln. Mit Bedacht mussten wir eine mögliche Route wählen und einige Perlen aus dem Inselparadies rauspicken. Unser ursprünglicher Plan war, die Philippinen so lange zu bereisen wie es uns gefällt. Es hätte unsere letzte Destination sein können, bevor wir in die kalte Schweiz zurückkehren. Doch die Geschwister hätten, können und möchten wollten es anders mit uns: Obwohl wir die Einreisebedingungen mehrmals zur Kenntnis nahmen, dass dem Carrier vor der Einreise ins Land ein Rückflugticket vorgelegt werden muss, unterliessen wir das Buchen eines Rückflugs aus den Philippinen. Der Inselstaat war das einzige Land, das wir ohne grosse Vorkenntnisse über Land und Leute besuchten. Und deshalb konnten wir uns nicht festlegen, wie lange wir den Philippinen die Ehre erweisen werden. Entweder gefällt es uns ganz gut und wir beenden dort unsere Reise oder wir suchen aufgrund Missfallen noch eine weitere Destination. Obwohl wir am Check-in in Hanoi sehr früh eintrafen, gerieten wir dann durch Selbstverschulden und nicht überraschend ins Trudeln. Der freundliche Herr am Schalter fragte uns nach dem Rückflugticket. Unser Rückflugticket von Kuala Lumpur zurück in die Schweiz wurde nicht als ausreichend erachtet, um zu beweisen, dass wir die Phillipinen spätestens Ende Februar verlassen. Nein, ein Ausflug-Ticket aus dem Land musste vorgewiesen werden. In Zeitnot durften wir hinter dem Vietnam Airlines Tresen einen internetfähigen Computer benutzen, um einen Rückflug auszusuchen und zu buchen. In Eile mussten wir uns dann für ein Datum und Destination entscheiden. Der Homo Oeconomicus in uns entschied sich für ein Datum, das exakt 21 Tage nach Einreisedatum liegt und somit keiner kostenpflichtigen Verlängerung des Visum unterliegt. Die Wahl des Zielflughafen traf auf Bangkok. Wie es sich für Murphy's Law gehört, versagte bei der Online Buchung am Schluss dann noch der Zahlungsprozess und die Angestellten von Vietnam Airline mussten uns aus der Patsche helfen, noch bevor wir im Lautsprecher den Last Call mit unseren Namen hörten. Aufatmen konnten wir erst, als wir auf uns in die Sitze bequemten und der Flieger abheben konnte.

Sabang: Heimscheissen nicht Pflicht!!

Mit einigen Stunden Zwischenstopp am Flughafen von Manila, erreichten wir Palawan, eine der grössten Inseln. Der Insel-Hauptstadt Puerto Princesa schenkten wir nur eine Nacht Beachtung und zogen sogleich weiter ins kleine Küstenörtchen Sabang. In einer Baracke hausten wir für umgerechnet 20 Dollar. Ein stattlicher Betrag für das, was wir erhielten und verglichen mit den komfortablen Unterkünften in anderen Ländern, die wir für den gleichen Betrag erhielten. Fürs Heimscheissen hatte ich wenig Lust: Das Geschäft verrichtete ich jeweils im Luxus-Resort nebenan. Der schöne lange Strand und die Dschungellandschaften entschädigten uns für unsere eher unbequeme Bleibe. Zusammen mit Larry, einem Englisch-Lehrer aus Shanghai, verbrachten wir einige gemütliche Tage. Es war Larry, der uns auf unser Hinfahrt zu Sabang von bösen Überraschungen bewahrte. Auf der Insel Palawan gibt es nur in der Hauptstadt ATM's. Da seine Reisepläne durch diesen Umstand durchkreuzt wurden, ersparte er uns Selbiges mit seinem Ratschlag, in Palawan mit genügend Bargeld zu reisen.

Die Unterkunft war gewöhnungsbedürftig...
...aber der Strand entschädigte für vieles:)
El Nido bot wunderschöne Strände...
...die sich zum Posen anboten,...
 
Ein Kühles muss sein
fast ein bisschen kitschig

In El Nido wollte es zuerst nicht so klappen mit dem Auffinden einer Unterkunft. Mit grosser zeitlicher Verzögerung zu unserer Ankunftszeit fanden wir eine bequeme Bleibe. Nicht nur unsere Unterkunft war ganz angenehm. Nein, es war vor allem die Umgebung und das Bacuit Archipelago, das uns länger als geplant in El Nido verweilen liess. In zwei-tägigen Bootsausflügen gelangten wir zu verlassenen weissen Sandstränden, versteckten Lagunen und gut erhaltenen, farbigen Korallenriffen. Auch das Wetter liess uns nicht im Stich. Sobald man länger reist, zieht man Vergleiche zwischen den bereisten Ländern und man hat bei der Einreise auch eine gewisse Erwartungshaltung. Laos, Kambodscha und Vietnam haben viele kulturelle, religiöse und geschichtliche Gemeinsamkeiten. Die Phillippinen präsentierten sich komplett anders als die erwähnten Länder. Vielleicht war dies der Grund für gewisse Startschwierigkeiten. Je mehr Tage wir auf phillippinischen Boden waren, desto mehr fanden wir Gefallen. Das Land hat sehr freundliche und hilfsbereite Menschen. Zu ihrer Natur tragen sie Sorge. Verschmutzte Strände oder Strassenränder sind eine Seltenheit. Und als Tourist hat man nie das Gefühl, abgezockt zu werden.

Das schleckt keine Geiss weg!!

Bei unserer Abreise von El Nido nach Coron erwarte es uns der Horror auf Hoher See. Es war sehr windig - fast stürmisch - an diesem Tag. Der Ticketverkäufer versicherte uns, dass die Überfahrt rund 5 Stunden dauerte. Beim Schiff handelte es sich um ein Bangka, ein grosses traditionelles Fischerboot, das rund 50 Passagieren Platz bot. Platz nehmen konnte man in der offenen Kajüte auf Holzbänken oder man konnte sich liegend auf dem Dach ausbreiten. Nach einer halben Stunde und mit dem Erreichen des offenen Meeres wurde der Wellengang so stark, dass jeweils das Boot kurz angehalten werden musste. Durchnässt war man je nach Sitzposition schon lange.

Die Überfahrt nach Coron war desaströs...
...doch ein Postkarten-Sujet gab die Insel her

Ans Lesen oder Kartenspielen war nicht zu denken, da der Wellengang so stark war, dass einem speiübel und alles nass wurde. Vielen Passagieren wurde es mulmig und vorsichtshalber streiften sie sich die Sicherheitswesten über, da zwischenzeitlich der Motor streikte, der Wellengang nicht abzunehmen schien und die Teenie-Crew nicht den Anschein machte, dass sie die Manöver unter Kontrolle hatten. Auch die genauere Betrachtung des Bootsbaus stimmte nicht zuversichtlich. Simple Kabelbinder und Bambusstäbe waren nur einige fragwürdige Bestandteile des Kahns. Im Stehen und an einen Pfosten geklammert verbrachten wir grösstenteils die neunstündige Schiffahrt. Coron war dann eher eine Enttäuschung und wir waren froh, dass wir schon nach zwei Nächten einen Anschlussflug Richtung Cebu City hatten.

Ahoi, Captain Jack from Malapascua

Von Cebu City gings nach Malapascua, einer kleinen Insel und gemäss Reiseliteratur eine der bekannteren Touristendestinationen. Nachdem wir schon auf Palawan gewisse Schwierigkeiten beim Finden einer Unterkunft hatten, wollten wir hier nichts anbrennen lassen und schon im Voraus eine Reservation tätigen. Der Grund für die geschäftige Hochsaison war einfach: Das Chinese New Year stand kurz bevor. Während rund 7 Tagen geht dann im Reich der Mitte nichts mehr und das Land scheint stillzustehen. Einige Chinesen oder Expats nutzen diese Zeit der Staatsferien gleich noch für eine längere Auszeit. Wenn auch nur eine Promille Chinesen in die Philippinen wollen, dann kann's schnell mal eng werden. Nach mehreren Versuchen fanden wir in letzter Sekunde doch noch eine Unterkunft, sogar eine direkt am Strand. In Malapascua verbrachten wir dann gemütliche Tage, die jedoch von zwei Störfaktoren getrübt wurden: Corinne hatte mit lästigem Durchfall und Magenschmerzen zu kämpfen und der Sonnenschein verwandelte sich immer wieder in Regen. Trotz allem halten wir Malapascua in sehr guter Erinnerung. Der Tourismus und das lokale Fischerdorf leben in schönem Einklang und zu ambitiöse Projekte stossen hier auf Ablehnung.

Kinderstunde am Beach
da soll noch einer sagen, ein Kafi am Pistenrand sei besser als Palmenstrand

Die verbleibende Zeit verbrachten wir auf der Insel Bohol, die vor allem bekannt ist durch den Tarsier, den kleinsten Lebenden Primaten auf der Welt. Auf Bohol wollten wir Yvi und Nico, mit denen wir in Laos vie Zeit verbrachten, erneut treffen. Eine lästige Bindehautentzündung begleitete mich auf Bohol. Ich erachtete es als wenig gesund, mein Auge Wind, Sonne, Salzwasser und Sand auszusetzen. Nachdem sich Corinne vom Durchfall erholt hatte, machte sie sich alleine auf den Weg auf die kleine Fischerinsel Pamilacan, wo es zum freudigen Wiedersehen mit den zwei deutschen Girls kam. Unterdessen suchte ich das Dunkel im Nisa Traveller's Inn in Tagbilaran und hörte dem strömenden Regen zu, der uns von Malapascua gefolgt war. Nach einem Tag und unterhaltsamen Stunden mit Yvi und Nico kehrte Corinne wieder nach Tagbilaran zurück. Auch auf der Insel hat's die ganze Zeit geregnet und es war den Mädels vergönnt, dass sie an diesem Tag einen Walhai zu Gesicht bekamen.

Nico und Yvi in Pamilacan
idyllisches Pamilacan...
...oder die Stille vor dem Regen

Von unserer Unterkunft direkt am Loboc River erkundeten wir für die folgenden drei Tagen das Inland von Bohol. Als Alternative zu einem Motorbike heuerten wir mit Christopher einen Driver an, damit mein Auge nicht noch weiter in Mitleidenschaft gezogen wurde. Er brachte uns zu den Chocolate Hills, zum Tarsier Sanctuary und zeigte uns noch einige interessante Plätze. Den letzten Tag von unserem Bohol Trip wollten wir noch an einem Strand verbringen. Wir entschieden uns, dem wenig touristischen Anda einen Besuch abzustatten. Die weissen verlassenen Sanstrände und das blaue Wasser bildete eine schöne Kulisse, doch kurz nach unserer Ankunft begann es wieder zu regnen. Am nächsten Tag ging es dann auch schon gleich wieder zurück nach Tagbilaran, um den Flug am Morgen des Nachfolgetag zu erreichen. Auch Bohol war - obwohl ein bisschen eingeschränkt - eine ganz schöne Erfahrung. Was wir nicht wussten: Es war definitiv Regenzeit. Und die ist je nach Insel wohl immer ein bisschen anders gelagert. Nachdem wir am Flughafen in Manila noch reichlich Zeit hatten, bis unser Flug nach Bangkok flog, machten wir in einem Intensiv-Sightseeing noch einen kleinen Abstecher in die Grossstad, die besser als seinen Ruf scheint.

Loboc - nur eine der vielen Kirchen
 
Tarsier
Chocolate Hills
Anda during low tide

Es sind vor allem die schönen Strände und die herzlichen, ultra-katholischen Menschen, die dieses Land einzigartig und farbenfroh machen. Ein Makel bleibt aber haften: Das Essen. Deshalb wünschen wir dem Land, dass Missionare in Form von Köchen das Land in Zukunft fluten und die Gaumenfreude auf die Inseln bringen. Sofern dies gelingt, dann sind die Phillippinen auf Wellenlänge mit dem Ferienparadies Thailand.

 

Sonntag, 17. Februar 2013

Weitere Impressionen von Vietnam

Schmeckt nicht, gibt's nicht!
HCMC by night
Colourfull Vietnam
Bad American GI's...
Dünenlandschaften von Mui Ne
Born to be Wild....
Central Highlands 1
Central Highlands 2
Central Highlands 3
Central Highlands 4...and simple great food
Hoi An
Not in the country of a 1000 smile...but almost
Service-check....failed!!!!!
The Inconience of a night bus
My Son - cham temple
Hanoi
Haarschnitt gefällig
Hmong People in Sapa 1
Hmong People 2
Halong Bay
Ja, es war neblig in der Bucht vo Halong
Kayaking in Halong Bay

 

Freitag, 8. Februar 2013

Vom Sommer in den Winter

Grosse Party, schlechtes Bier
Grosse Party, schlechtes Bier

In Ho Chi Minh City, dem Wirtschaftsmotor Vietnams, erwartete uns eine grosse Party. Es schien, als hätte der Biergigant Heineken in seinem drittgrössten Absatzmarkt nicht nur zu einer grossen Silvestersause eingeladen, sondern auch zu einer Geburtstagsparty von Corinne. Am teuersten Boulevard der Stadt, wo sich Finanz-Konzerne, Beratungsdienstleister und Hotelketten die Klinke reichen, machten DJ's von Welt bereits bei unserer Ankunft am späten Nachmittag des 29.12. mächtig Dampf an der Party-Meile. In Erwartung der Dinge ging es jedoch an den Abenden trotz lautstarker Musik züchtig zu und her und Bier war am Strassenrand eher schwierig aufzutreiben. Nachdem kurz vor dem Silvester-Countdown am Fluss ein Feuerwerk gezündet wurde, löste sich die Menschenmenge unmittelbar nach 24 Uhr in alle Himmelsrichtungen auf und die Musik war zu Ende. Es schien, dass die Einheimischen vom Party-Imperialismus ein wenig überfordert waren und sich lieber auf ihren eigen Jahres-Kalender - und nicht einem Importierten - besinnen. HCMC (oder Saigon) ebnete uns den Weg für viele Gaumenfreuden, die wir in Vietnam noch erleben werden. Von Banh Mi (Baguette-Sandwich), Pho Bo (Nudelsuppe) über Bun Bo bis zum Vietnamese Barbeque gab es viel zu erkosten. Auch unsere anderen Sinnesorgane waren in der dynamischen Stadt gefordert: Luege, lose, loufe! Insbesondere beim Strassenüberqueren musste man sich diesen im Kindergarten erlernten Satz einprägen. Bezüglich Sightseeing gab es in HCMC und Umgebung mit dem War-Remnants Musem, der Don Khoai Street (Kolonial-Boulevard) und den Chu Chi Tunnels einige Relikte aus der Kriegszeit. Und natürlich war neben dem Schlendern durch die lebendigen Strasse auch viel Shopping, was immer mit hartem Verhandeln verbunden war, angesagt.

HCMC - a Metropolis
Viernamese BBQ: Yummy
City Hall...and Uncle Ho

Im Küstenort Mui Ne erwartete uns eine Russendisko. Restaurants, Reisebüros oder Supermärkte waren jeweils dreisprachig beschriftet: In Vietnamesisch, Englisch und Russisch. Entsprechend viele Russen waren dann zugegen. Dem Optischen entsprechend war es jeweils unschwer auszumachen, welcher Nationalität die Passanten oder Sonnenanbeter (meist als Lobster getarnt) angehörten. In einem zweitägigen Kurs versuchte ich mich im Wind-Mekka mehr schlecht als recht mit Kitesurfen. Aber Spass gemacht hat's. Und eine Fortsetzung folgt bestimmt. Der Besuch der Dünen wurde dann zum Highlight. Inmitten des garstigen Ozeanklimas liegen rund um Mui Ne einige schöne Sanddünen. Ein Jeep führte die bunt zusammengewürfelte Sechser-Gruppe zu den Dünen, wo wir uns dann mit Miriam, Jeanne, Derek und Norlanie im Weitsprung übten und einen spassigen Nachmittag verbrachten.

Sanddünen von Mui Ne

Die Weiterfahrt nach Dalat frühmorgens war nur harzig gesichert, nachdem wir uns am Vorabend beinahe mit dem Reisebüro-Angestellten von TM Brothers geprügelt hatten. Irgendwie hat uns dann ein passierender Bus mitgenommen, obwohl wir noch heute überzeugt sind, dass der Mini-Bus nicht der obengenannten Company angehörte. Die kurvige und staubige Fahrt brachte uns ins Zentrum der Adventure Junkies und zum Ausgangspunkt von Motorbike-Touren. Das Wetter hatte mittlerweile eine Kehrtwende gemacht.

Canyoning - that was a blast!

Kühles und regnerisches Wetter erwartete uns auf 1500 M.ü.M. Wir trotzten dem Wetter und machten bereits tagsdarauf eine Canyoning-Tour, die mächtig Spass machte und nicht ganz ungefährlich war. Neben Klippenspringen und natürlichen Wasserrutschen seilten wir von bis zu 25 Meter hohen Wasserfällen ab, die dann bei Corinne einige Blessuren hinterliessen. Das Hauptaugenmerk unseres Dalat-Aufenthalts galt der Organisation einer Easy-Rider-Tour durch die Central Highlights. Kurz nach der Beendigung des US-Wirtschaftsembargos von 1993 kamen findige Einheimische auf die Idee, dass man den nun immer zahlreicher erscheinenden Touristen die fruchtbaren Landschaften der Central Highlands in Form einer mehrtägigen Motorrad-Tour zeigen kann. Wie in Vietnam üblich, findet ein gut laufendes Business rasch viele Nachahmer, die es mit den versprochenen Leistungen nicht sehr genau nehmen. In Dalat scheint nun jeder ein Easy Rider zu sein. Und selbstverständlich ist jeder das Original! Für uns galt es nun, den Spreu vom Weizen zu trennen. Mit Mr. Hien, einem altgedienten Leutnant der südvietnamesischen Armee, konnten wir uns schlussendlich auf die Route und den Preis einigen. Zusammen mit seinem leicht jüngeren Partner Ba konnten wir den dreitägigen Ausflug in die Highlands in Angriff nehmen.

Pünktlich und mit militärischer Begrüssung erwarteten uns Mr. Hien und Ba. Der dreitägige (off the beaten track) Ausflug in den Highlands brachte uns zu landschaftlichen Sehenswürdigkeiten, Plantagen verschiedenster Art (Kaffee, Cacao, Pfeffer, usw.) und zu einigen strategisch wichtigen Kriegsschauplätzen, wobei insbesondere Mr. Hien mit grossem Wissen glänzen konnte. Mr. Hien weiste unser Tun jeweils im höflichen Imperativ an: "Get off!", "Take Picture!""take care of your helmet!". Die kantige Art war in den ersten Stunden gewöhnungsbedürftig, doch der fürsorgliche Ba schaute zu unserem Wohl und so wurden Corinne und ich nach gewissen Startschwierigkeiten warm mit den Beiden.

Easy Rider Wannabes
Ethnic Minority People
Guests at a Minority Wedding...before the chanting!

Natürlich waren auch Besuche in verschiedene Minority Villages angesagt. Die Einwohner dieser verschieden Stämme machen im 86 Millionen Staat rund 25% der Bevölkerung aus. Zufällig passierten wir am Tag 2 ein Minority Wedding. Da in dieser Gegend Fremdlinge eine Seltenheit sind, insistierte der Braut-Vater, dass wir uns zu den Gästen gesellen. Corinne wurde an einen Frauentisch gesetzt. Ich wurde in eine Männerrunde platziert. Obwohl keiner der rund 500 anwesenden Gästen des Englischen mächtig waren, verständigten wir uns mit Zeichensprache. Wir wurden richtiggehend gefüttert und ans Verdursten musste in dieser kurzen Zeit niemand denken. Nach einiger Zeit forderte uns das Volk auf, zu Ehren des Brautpaars einen Tanz vorzuführen oder ein Lied vorzusingen. Beide Aktivitäten können nicht gerade als unsere Stärken bezeichnet werden. Die Fest-Gesellschaft hat es aber nicht anders gewollt! Nach kurzem Zögern ergriff ich das Mikrofon, bedankte mich in einer kurzen Ansprache herzlich für die Gastfreundschaft (Mr. Hien diente als Übersetzer) und stimmte mit der Band das Volkslied "Schacher Seppeli" an. Nach kurzer Zeit hatte die Band die Chords raus. Das Video hat auf Facebook mittlerweile Kultstatus erreicht und für Hochzeiten aller Art kann man mich und meine Band mieten...Nach einigen ereignissreichen Tagen verabschiedeten wir uns am späten Nachmittag des dritten Tages von unseren zwei vietnamesischen Easy Rider. Von der hässlichen Küstenstadt Nha Trang aus nahmen wir den Nachtbus in Richtung Hoi An.

Hoi An - ein Lichtermeer

Hoi An schmückt sich mit dem UNESCO-Weltkulturerbe. Das ehemalige Handelszentrum kennzeichnet sich mit perfekt erhaltenen chinesischen und japanischen Häusern, die nach Sonnenuntergang jeweils im hellen Lichtermeer von Lampions erleuchten. Hoi An hat sich in den letzten Jahren auch als Zentrum des Schneiderns entwickelt. Heute finden sich über 450 Tailor-Shops vor, die auf Kundenwunsch Anzüge, Hemden, Jacken, usw. innert Tagesfrist anfertigen. Folglich wäre es fast eine Schande, Hoi An mit leeren Händen zu verlassen. Folgende Fragen beschäftigten uns bei der Ankunft: Welcher Tailor liefert die beste Qualität? Welcher Tailor geht am Besten auf die Kundenwünsche ein? Welcher Tailor hat das beste Preis-/Leistungsverhältnis? Man weiss es nicht.

Japanese Bridge by night
A devil's haircut for 3$....Hoi An im Service Check
Diese Spring rolls waren unschlagbar!

Unsere Aufträge wie Jacken, Veston, Hosen, Hemden und Rock, vergaben wir an unterschiedliche Shops mit unterschiedlichen Preisgefügen. Die Ergebnisse waren teils sehr befriedigend und teils unbefriedigend. Mit der Nähqualität und den Kundenwünschen nahmen es einige Shops nicht so genau. Der Tages-Rhytmus in Hoi An wurde vom Massnehmen und (mehrmaligem) Anprobieren bestimmt. Die simple Grundregel: You get what you pay for! wurde uns eindeutig bestätigt. Die verbleibende Zeit verbrachten wir mit Sightseeing und gönnten uns köstliche Zwischenverpflegungen. Das Food Paradise Hoi An verführte uns zu einem weiteren Kochkurs. Der dritte Kochkurs brachte uns zu einer schwangeren Frau, die fester Überzeugung war, dass ständiges Singen beim Kochen den Speisen mehr Geschmack verleiht. Kurz vor Abreise aus Hoi An gaben wir in einer "Poststelle" ein Paket mit all unseren Einkäufen via Seamail auf. Gemäss Zeitplan sollte es uns im April in der Schweiz erreichen.

Tricicle Tour through Hué

In der alten Kaiserstadt Hué wurde uns einmal mehr vor Augen geführt, dass geführte Package-Touren selten unseren Erwartungen entsprechen und das in Anspruch nehmen von einem Tour-Guide in der Regel nicht mehr beinhaltet, als einen organisierten Transport von A nach B. Der Mehrwert des "Tour-Guides" (oder besser Fahrer) besteht lediglich aus dem Herunterlaiern von ein-zwei Standardsätzen zur Sehenswürdigkeit. Da wir dies auch selber nachlesen können, überlegen wir den Beitritt zu einer Package-Tour immer zweimal und unternehmen im Zweifelsfall den Ausflug selbst mit einem gemieteten Motorbike. In Hué wurde uns von einem spitzfindigen Verkäufer für eine City-Tour das Blaue vom Himmel versprochen, was dann selbstredend nicht eintraf. Nachdem wir uns beim Verkäufer beschwerten und insistierten, dass wir dafür nicht den vollen Betrag bezahlen werden, kehrte bei ihm postwendend die Inkarnation vom Charmeur zum zornigen Rumpelzstilzchen ein. Mit unserem Ultimo-Ratio Vorschlag "Take it, or leave it" musste er sich zähneknirschend abfinden. Aufgewertet wurde der Tag mit einem anschliessenden Gang durch die Paläste, wo wir Geld in einen richtigen Guide investierten und vollends zufrieden waren. Zu Abendessen trafen wir uns mit dem Vegetarier-Päärchen Joanne und Eric aus Vancouver, die wir auf der Busfahrt nach Hué kennengelernt hatten. Im günstigen Vegetarier-Restaurant haben wir sogar richtig gut gegessen. Doch ein Hungergefühl blieb und so ass ich mich anschliessend noch durchs halbe Sortiment einer vietnamesischen Bäckerei.

Hué - alte Kaiserstadt

Je nördlicher wir unsere Reise fortsetzen, umso kühler wurde das Klima. Nicht verwunderlich: es herrschte Winter und 10 Grad Tagestemperatur waren für uns gewöhnungsbedürftig. In der Haupstadt Hanoi erlebten wir eine vietnamesische Metropole, die gegensätzlicher vom südlichen Gegenpart Saigon nicht sein könnte. Obwohl Tausende Touristen nach Hanoi strömen und die Stadt heute weltweit Handel betreibt, hat sie seinen typischen vietnamesischen Charakter erhalten und streubt sich erfolgreich gegen zu starke westliche Einflüsse.

Fischer am West Lake in Hanoi
Bun Bo: ds Beschte Nudelgricht wos je hets gits

Die verschachelten Gassen in der Altstadt und das lebhafte Treiben sind faszinierend. Die Gassenküchen sind in der Regel auf ein Gericht fokussiert und dies führt dazu, dies in Perfektion zuzubereiten. Hanoi war für uns Ausgangspunkt für verschiedene mehrtätige Ausflüge. Wir kehrten jeweils immer gerne ins preiswerte Hotel Rendezvous zurück, dessen Personal stets sehr hilfsbereit agierte und unseren Wünschen entgegenkam.

Hmong Frauen

Einer dieser Ausflüge war Sapa. Die von den Kolonialherren errichtete Bergstation war über 1500 M.ü.M. und bei Wetterpech hätten wir sogar noch Schnee in den "Vietnamesischen Alpen" erlebt. Es kam nicht so. Tagsüber wurden wir mit sonnigem Wetter beglückt, das uns traumhafte Aussichten auf die Berglandschaften ermöglichte und uns zu einigen schönen Ausflügen anspornte. Das Wetter kehrte kurz nach Sonnenuntergang schnell in dicken Nebel und frostige Temperaturen. Mit Glühwein oder heisser Schokolade wärmten wir uns in Ski-Hütten ähnlichen Lokalen auf. Man wähnte sich irgendwo in einem Skigebiet in einer Après-Ski Bar. Doch Schnee war keiner vorzufinden. Die farbenfrohen und freundlichen Hmong-People verleihten dem Ort einen speziellen Touch, der nirgendwo in Vietnam zu finden war. Sapa war auch Hochburg für North Face Jacken. Der Outdoor-Gigant wägt seine Produktionen in Vietnam. Da die Vietnamesen als Meister des Schwindelns gelten, lassen sie es sich aber nicht nehmen, mit teils sehr guten Kopien den Markt zu fluten. Auch hier brauchte es Sorgfalt und Zeit, eine gute von einer schlechten Kopie zu unterscheiden. Nach zwei Nächten aber drei langen Tagen sagten wir dem Winter vorläufig auf Wiedersehen und verabschiedeten uns im Nachtzug nach Hanoi, dessen Rückfahrt im Gegensatz zur Hinfahrt einwandfrei verlief.

Sapa noch über dem Nebel
North Face in the mist

Den erneuten Zwischenstopp in Hanoi benötigten wir für die weitere Planung unserer Reise. Einerseits wollten wir noch in die Halong Bay und andererseits mussten wir einen Flug auf die Phillipinnen buchen. Die verbleibende Zeit nutzen wir, um dem Vater von Vietnam, Uncle Ho, im Mausoleum einen Besuch abzustatten. Nach den passierten Sicherheitsvorkehrungen wie am Flughafen wurde uns Einlass gewährt. Von Blödeleien irgendwelcher Art oder respektlosem Benehmen haben wir abgesehen. Dies wäre von den bis auf die Zähne bewaffneten Grabsoldaten sofort als Blasphemie taxiert worden. Nachdem wir via Ethnic Travel noch eine Drei-Tages-Tour in die Halong Bay gebucht hatten, mussten wir uns nach fünf erlebnissreichen Wochen langsam mit dem Gedanken befassen, das Vietnam für uns bald Geschichte sein wird.

Halong Bay: Nur ihr Lächeln war sonnig

Auf der Tour hatten wir dann definitiv kein Wetterglück. Die Bucht war neblig. Trotzdem waren die Kalksteinformationen gut sichtbar, doch das grossräumige Deck auf dem Schiff blieb dann aufgrund des feuchten und kühlen Wetters leer. Das Erwachen auf dem Boot am nächsten Morgen stellte aber ein eindrückliches Erlebnis dar: Mitten im Wasser schwimmend, eingeklemmt zwischen teils 150 Meter hohen Felsformationen brachte das Tageslicht herein. Den weiteren Verlauf der Tour hätte man sich im Nachhinein sparen können, da dieser lediglich aus Reisen auf eine weitentfernte Insel in der Halong Bucht bestand. Die Sicht war mittlerweile so schlecht, dass man kaum noch etwas erkennen konnte. Die Reise durch Vietnam fand dadurch ein eher unrühmliches Ende. Doch Vietnam, das war Abenteur und Top-Erlebnisse pur. Das Land ist unglaublich diversifiziert und die Menschen waren entgegen vielen Vorurteilen stets freundlich.

Good-bye Vietnam: what the hell?...to be continued